Baobab

… oder die Parabel vom Baum, der nicht zufrieden sein wollte

Als Gott die Welt erschaffen hat, pflanzte er zuerst den Baobab. Er setzte ihn mitten in den Regenwald. Aber der Baum war damit nicht zufrieden und beschwerte sich, weil es ihm dort zu feucht war. Gott zeigte ei Einsehen und setzte ihn auf einen Berg. Doch dem Baobab war das jetzt wieder zu hoch und zugig. Da wurde der Schöpfer zornig, riss den Baum wütend aus und warf ihn in eines der trockensten Gebiete, das er finden konnte. Dort landete der Baobab auf seinem Kopf. Deshalb ist er der einzige Baum, der verkehrt herum wächst.

Ich will den Kern des afrikanischen Märchens etwas weiter entwickeln, nachdem ich hier in Kenia viel über diesen Baum und seinen Nutzen gelernt habe. Hier an der Küste sieht man viele Exemplare dieser prachtvollen Riesen, die manchmal tausend Jahre alt werden können. Wir in Deutschland nennen den Riesen Affenbrotbaum, doch der Name sagt nicht viel über diese prachtvolle Pflanze aus. Hier erzähle ich deshalb meine Fortsetzung des Märchens:

Weil Gott dem Baobach trotzdem etwas Gutes mitgeben wollte, schenkte er ihm wunderschöne, riesige Blüten, deren Nektar von allen Insekten geliebt wird. Aus den Blüten entstehen süße, leckere Früchte, die nicht nur die Affen lieben.  Und dann gab er ihm einen Stamm, der so dick ist, dass mehrere Menschen sich die Hände geben müssen, um ihn zu umfassen. In seinen Ästen nisten Vögel und die Affen mit ihren Familien finden hier Schutz vor den jagenden Löwen.

Wenn die Sonne Afrikas brennt, versammeln sich die Tiere und die Menschen im Schatten seiner mächtigen Äste und ruhen sich von ihrer mühevollen Arbeit aus. Hier erzähle sie sich ihre fröhlichen und auch ihre traurigen Geschichten und lachen und weinen miteinander und geben sich Trost und  Hilfe. Hier klären sie ihre Probleme und feiern ihre Feste.

Wenn es zu trocken wird,  reißen die Elefanten mit ihren mächtigen Stoßzähnen seine Rinde auf, um das vom Baobab gespeicherte Wasser aus seinen Fasern herauszukauen. Das Fleisch seiner Früchte, seine Samen, seine Rinde, Blätter und Sprösslinge  sind für alle Lebewesen zugleich Nahrung und Medizin. Die Höhlungen des Baumes werden von Bienen bewohnt und dienen den Menschen als Speicher für Getreide und Wasser.

Und ganz am Schluss hat Gott Baobab ein langes Leben geschenkt, damit er lernen soll, dass man Zufriedenheit dadurch erlangt, indem man nicht fordert und seinen Reichtum ganz für sich behält, sondern das Helfen, Teilen und Geben erst glücklich und zufrieden machen.

Seinen schönen Namen, der wie der klingt wie der Anfang eines fröhlichen Liedes, haben ihm die Araber gegeben. Sie nennen ihn  „bu-hubub“, den Baum des Lebens oder auch der Baum mit den vielen Früchten. Und andere afrikanische Völker nennen ihn den Baum, der auf dem Kopf steht. Dabei macht er doch alles richtig.

Wenn ich einen Wunsch frei hätte, dann den, dass der Baobab sich auch in den wohlhabenden Ländern der Welt und in den Gärten und Parks der nimmersatten Reichen  ausbreitet. Und dorthin, wo es ihm zu kalt ist, sollte wenigstens seine Botschaft Blüten und Früchte entwickeln.

Bildnachweis: Bild 3: https://en.m.wikipedia.org/wiki/File:Baobab_and_elephant,_Tanzania.jpg

Bild 4: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Adansonia_digitata_(1).jpg#mw-jump-to-license

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