Heute fahren wir nach Bungomatown. Hier werden wir uns ein Krankenhaus ansehen, weil wir auch einen Beitrag zu einer besseren Gesundheitssituation leisten wollen. Über unsere Masinde Aid Organisation will Kiko sobald wie möglich ein Krankenhaus für die Menschen in Bungoma County bauen. Der Plan ist bis in Details ausgearbeitet, aber es ist schwer, das Eigenkapital für die Finanzierung bereitzustellen. Deshalb treffen wir uns auch mit dem Governor.
Wir fahren auf der gut ausgebauten Nairobi-Malaba Highway. Während der 70 Kilometer langen Fahrt klingelt ständig irgendein Telefon, denn unser Auto ist ein rollendes Büro. Kiko macht Termine, Osama und Abdi sprechen mit ihren Kunden und ihren Mitarbeitern. Osama hat ein Business als Brunnenbohrer, Abdi ist im Transportgewerbe tätig. Es herrscht ein sprachliches Durcheinander von Kisuahli, Englisch und auch Deutsch, wenn Kiko mich über die Termine der nächsten Tage informiert.
Es ist noch nicht sicher, wann wir Provinzgouverneur Kenneth Lusaka treffen. Politiker haben auch in Kenia einen engen Terminkalender. Sicher ist aber, dass wir noch vor Samstag seine Einladung bekommen werden. Er will auf jeden Fall seinen Cousin sehen.
Ich nutze die Gelegenheit zum Schreiben. Die ersten Tage waren vollgepackt mit Terminen und Gesprächen. Da ist man abends ziemlich platt. Gestern haben wir uns den ganzen Tag lang die Sorgen der Eltern, Schüler, Lehrer und des Besitzers der Privatschule angehört. Ich muss das noch in Ruhe aufarbeiten.
Unterwegs halten wir an, weil es einen Unfall mit Verletzten gegeben hat. Ein Bauer hat seine Viehherde verbotenerweise auf den Highway getrieben, weil er meinte, dort schneller voran zu kommen. Ein Bodabodafahrer mit seiner Passagierin hat versucht sich zwischen den Kühen durchzuwursteln. Ein Tier ist ausgeschert und der Motorradfahrer ist gestürzt und hat sich auf der Leitplanke die Rippen gebrochen. Die Frau war nur leicht verletzt.
Eine dichte Menschentraube hat sich um die Unfallopfer gebildet. Jeder will helfen, aber niemand weiß wie. Kiko kann Erste Hilfe leisten. Er ist ausgebildeter Alten- und Krankenpfleger. Er handelt ruhig und umsichtig. Der Verletzte muss liegend transportiert werden, damit neben dem Rippenbruch nicht auch noch innere Verletzungen riskiert werden. Ein Lkw mit herunter gedrehtem Beifahrersitz übernimmt den Transport zur nächsten Krankenstation mit einem Arzt, die Gott sei Dank nicht weit weg ist. Der nächste Krankenwagen, so wie wir ihn kennen, ist wahrscheinlich in Nairobi stationiert, also 400 Kilometer weg. Hier gibt es so etwas nicht. Alles was man hat, sind geländegängige Autos mit einem Rettungsrucksack an Bord, also einnem besseren Verbandskasten. Und es gibt auch keinen Notarzt hier. Die Menschen nennen Kiko respektvoll Daktari und folgen seinen Anweisungen.



