Der Tag hat früh angefangen.um 5:30 ging es los nach Köln, meinen Schwiegersohn abholen. Meine Tochter und meine Frau haben uns am Hbf angesetzt. Der ICE nach Frankfurt war fast leer und pünktlich. Am Flughafen war das Einchecken kein Problem, lange Warteschlange beim Sicherheitscheck. Kaffee, Brezel, Warten, 11:15 Boarding, Handgepäck verstauen, Sicherheitsbelehrung und Runway und ab. Der Flug geht über Österreich, Norditalien, entlang der Adriaküste und auf der Höhe Athen über das Mittelmeer.
Es ist 14:35 und bis zu unserem Ziel sind es noch etwas weniger als 4000 Kilometer. Gerade haben wir die afrikanische Küste erreicht. Aber aus dieser Flughöhe, 11300 Meter, erkennt man nicht viel. Das Land liegt unter einer weißen Watteschicht aus Wolken. Das Fluginformationssystem zeigt an, dass wir Richtung Kairo fliegen. Es liegen noch etwas mehr als 4,5 Flugstunden vor uns. Ich will die Zeit nutzen, um von meinem Fensterplatz den bevorstehenden Flug über die größte Wüste der Erde zu beschreiben.
Terra deserta, „verlassenes Land“ haben die alten Römer diese größte Wüste der Welt genannt. Mit über neun Millionen Quadratkilometern ist sie fast so groß wie die gesamte USA. Wolken werfen ihre Schatten als taubenblaue Flecken über die hellbeige Landschaft. Aus dem Flugzeug sehen sie wie kleines blaugraue Seen aus; dazwischen sandfarbener Fels, Strukturen, die von hier oben aussehen wie sägerauhe Bretter, alle in eine Richtung ausgerichtet, das hat wohl der Wind so geformt. (Höhe El Kharga ) Es erscheinen Siedlungen, olivgrüne Felder, runde Bewässerungsflächen in dieser trostlosen Landschaft. Danach wieder Wüste so weit das Auge reicht.
Jetzt tauchen unter uns riesige, kreisrunde Bewässerungsflächen auf. Sie werden gespeist vom Nil, den wir gerade überqueren. Hier ist der längste Fluss der Welt zum Nasserstausee mit dem gigantischen Assuan-Damm aufgestaut, der die angrenzenden grossen und kleinen Täler mit Wasser füllt. Durch das Flugzeug-Bullauge betrachtet sieht das aus, als ob das dunkle Blau des Nils mit der schmutzig-gelben Farbe der Wüste wie in einem Aquarell verläuft. Erkennbar ist auch, das der breite Ufersaum des Flusses landwirtschaftlich genutzt wird.
Das zerfledderte blaue Band des Nils, der sich vor den großen Flussinseln in oft mehrere Arme spaltet, um sich dann wieder zu vereinigen, begleitet uns noch ein kleines Stück Nil aufwärts auf unserem Weg zum Äquator. Danach folgt wieder endlose Wüste mit vereinzelten Felsrücken, vielleicht sind es auch die Abbruchkanten von riesigen Dünen, bis hinunter zum Sudan. Noch einmal werden wir den Fluss bei Karthoum überfliegen, wo die beiden Quellflusse des gigantischen Stroms, der blaue Nil und der weiße Nil zusammenfließen.
Es ist jetzt 17:50 Ortszeit mit einer Stunde Zeitverschiebung, und es wird dunkel. Die Fenster auf der Sonnenseite haben sich orange gefärbt. Die Passagiere aus dem Mittelgang des Airbusses stehen davor und genießen den Sonnenuntergang. Die Landschaft unter mir ist nur noch schemenhaft zu erkennen. Inzwischen befinden wir uns im äthiopischen Luftraum. Noch 2 Stunden Flug bis Nairobi.