Harambee! Kenya

Harambee bedeutet auf Swahili etwa so viel wie: „Lasst uns alle zusammen an einem Strick ziehen!“. Kenias erster Präsident, Jomo Kenyatta, hat immer wieder unter diesem Motto zur Zusammenarbeit aufgerufen. Oft als Leitidee für ganz spezifische Projekte, aber sicher auch, um den Zusammenhalt in seinem Land einzufordern. Bei der Unterschiedlichkeit der vielen afrikanischen Völker, die unter dem Dach der kenianischen Nation zusammengefasst sind, kann man das gut nachvollziehen.

In Kenia leben mehr als 40 verschiedene Volksgruppen, die mehr als 50 verschiedene Sprachen und Dialekte sprechen. Die bekanntesten Volksgruppen sind die Massai, die allerdings nur 2,2% der Bevölkerung stellen, die Kikuyu (22%) und die Luhya (14%). Der Anteil der ausländischen Bevölkerung in Kenia liegt bei nur 1%. 85% der Einwohner sind Christen. Nur 0, 68% gehören den traditionellen Religionen Afrikas an. Über 40 % aller 40 Millionen Kenianer sind unter 15 Jahre alt.

Am dünnsten besiedelt sind aufgrund der geringen Bodenfruchtbarkeit der Norden und der Nordosten Kenias. Hier herrscht im Moment eine katastrophale Dürre. Die Böden sind viel zu trocken, um Getreide oder Gemüse anzubauen. Für die kleinbäuerlichen Familien bedeutet das: Keine Ernte und nicht genügend zu essen. In Kenia sind zur Zeit schätzungsweise 4,35 Millionen Menschen – 9 Prozent der Bevölkerung – von schwerer Nahrungsmittelknappheit betroffen.

Wenn ich in wenigen Tagen meine Reise in dieses mir völlig unbekanntes Land antrete, dann gibt es einem etwas Sicherheit, wenn man sich vorher gründlich über das Land informiert. Immerhin werde ich ja abseits der üblichen touristischen Routen reisen und weniger die touristischen Kulissen erleben, sondern mit Kenianern für eine kurze Zeit in ihren Häusern, Wohnungen, Dörfern und Städten leben.

Ich werde auf meiner Reise einen Eindruck von den beiden großen Städten Kenias, Nairobi und Mombasa bekommen. Nairobi ist die Hauptstadt des Landes und hat über 4,4 Millionen Einwohner, die auf einer Fläche von 704 Quadratkilometern wohnen. Die meisten Menschen in dieser Stadt leben in Slums. Um sich eine Vorstellung von der Größe und Ausdehnung der Stadt zu machen, vergleiche ich sie einmal mit unserer Hauptstadt Berlin. In Berlin, der flächengrößten Gemeinde Deutschlands und der bevölkerungsreichsten Stadt der EU leben knapp 4,7 Millionen Menschen auf 892 Quadratkilometer.

Nairobi ist das kulturelle und wirtschaftlicher Zentrum des Landes und man schätzt, dass sich die Stadt im Jahr 2050 auf 14,2 Millionen Einwohner ausgedehnt haben wird. Nairobi liegt im Landesinneren.

Die zweitgrößte Stadt Kenias ist Mombasa mit 1,2 Millionen Einwohnern. Im Gegensatz zu Nairobi, das aus einer Eisenbahnsiedlung zu Beginn des 20 Jahrhunderts entstanden ist, ist Mombasa eine sehr alte Stadt mit einer langen Geschichte. Mombasa wurde im 11. Jahrhundert von Arabern gegründet und entwickelte sich rasch zu einem Zentrum des Elfenbein- und Sklavenhandels. Im 17. Jahrhundert eroberten die Portugiesen diese wichtigste Hafenstadt am Indischen Ozean.

Nach ihrer Rückeroberung 1698 verpachtete der Sultan von Sansibar Ende des 19 Jahrhunderts (18 87) Mombasa an die Imperial British East Africa Company und die Stadt unterstand der Verwaltung des britischen East Africa Protectorates.

Im Gegensatz zu Nairobi, das wegen seiner Höhenlage ein eher gemäßigtes Klima hat, liegen die Tagestemperaturen in Mombasa ganzjährig um die 30 Grad Celsius.

Die Region Mombasa ist das zweite bedeutende wirtschaftliche Zentrum Kenias. Hier liegt der größte Seehafen Ostafrikas. Bedeutend sind neben dem Kaffeehandel und der Nahrungs- und Chemie-Industrie ein Stahlwerk und ein Aluminium-Walzwerk sowie eine Erdölraffinerie und ein Zementwerk.

Bei meinem Besuch in dem ostafrikanischen Land, das eineinhalb mal so groß ist wie Deutschland, werde ich auch ausreichend Gelegenheit bekommen, Menschen aus einer abgelegenen ländlichen Region kennenzulernen.

Berühmt ist Kenia für seine paradiesischen Strände am Indischen Ozean, und für seinen unglaublichen Reichtum an Wildtieren. Auf den eingeplanten drei Tagen „Safari“ kann man sicher nur einen groben Eindruck hiervon bekommen. Mit über 60 Nationalparks, Reservaten und Sanctuaries verfügt das Land über ein ungeheures touristisches Kapital. Mit dem Tourismus trägt man dazu bei, diese großflächigen Ökosysteme zu erhalten. Das Geld der Touristen hilft dabei, das Naturerbe der Menschheit zu erhalten.

Kenia ist eine demokratische Republik mit für Afrika stabilen politischen Verhältnissen. Vor allem im zeitlichen Zusammenhang mit Wahlen kommt es jedoch zu gewaltsamen Ausschreitungen. Nach den Wahlen 2007/08 versank das Land nach den Präsidentschaftswahlen im Chaos, verschiedene Volksgruppen gingen aufeinander los, mehr als 1000 Menschen starben, Hunderttausende wurden vertrieben. Bei den Wahlen im vergangenen Jahr blieb es bis auf wenige Ausnahmen allerdings relativ ruhig.

Ein hohes Konfliktpotential liegt an der an der Grenze zum Sudan und an der somalischen Grenze. Hier befindet sich das größte Flüchtlingslager der Welt, Dadaab, wo zeitweise fast 400.000 Flüchtlinge untergebracht waren, die unter erbärmlichen Bedingungen dort leben. 2022 sollte die Großstadt der Flüchtlinge nach Plänen der UN und Kenias geschlossen werden, aber der anhaltende Bürgerkrieg in Somalia und in Südsudan und die dort herrschende Hungersnot hat das wohl verhindert. Nach Angaben der UN leben 555 Tausend Flüchtlinge in Kenia, 84 Prozent davon in Flüchtlingslagern, 76 Prozent der Flüchtlinge sind Frauen und Kinder. Der Krieg in der Ukraine und die ausbleibenden Getreidelieferungen haben das Hungerproblem in diesen Gebieten erheblich verschärft.

Eines der wichtigen politischen Themen ist neben der Verbesserung der wirtschaftlichen Situation im Land die sogenannte „Devolution“, was soviel heißt wie Dezentralisierung, die den einzelnen Countys mehr Zuständigkeiten überträgt.

„Die Dezentralisierungsagenda zielt darauf ab, eine demokratische, rechenschaftspflichtige und transparente Machtausübung zu fördern, die nationale Einheit in der Vielfalt zu stärken, dem Volk die Selbstverwaltung zu übertragen, die soziale und wirtschaftliche Entwicklung zu fördern, das Recht der Gemeinschaften zu stärken, ihre eigenen Angelegenheiten zu regeln, und die gegenseitige Kontrolle zu verbessern.“ hat es der Gouverneur des County Bungoma, Kenneth Lusaka formuliert. Wir werden Kenneth Lusaka bei unserem Besuch in der Provinz Bungoma treffen.

An der Südgrenze Kenias liegt Tansania, im Osten Uganda, im Norden der Südsudan und Äthiopien sowie im Osten Somalia. Kenias Küste ist 480 Kilometer lang und liegt am Indischen Ozeans. Zu Kenia gehört außerdem ein kleiner Teil des Viktoriasees, dem größten See auf dem afrikanischen Kontinent. 



Karte: Wikipedia, Creative Commons; Autor: Dieter Dedering

Beitragsbild: Sonnenuntergang in der Massai Mara; Pixabay Bildlizenz; kein Nachweis nötig

Interessante Links:

https://www.uno-fluechtlingshilfe.de/hilfe-weltweit/kenia

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