Als Motto für meine erste Reise nach Kenia im Osten des Schwarzen Kontinents habe ich mir eine Strophe aus einem Gedicht von Kurt Tucholsky mit dem Titel „Luftveränderung“ ausgesucht. Darin nimmt er auch Bezug auf Afrika und fordert den Leser auf: Lauf in Afrika umher, | reite durch Oasen; | lausche auf ein blaues Meer, | hör den Mistral blasen!
Ich weiß, den Mistral werde ich in Afrika nicht zu hören bekommen, der entsteht im nördlichen Atlantik und ist ein europäisches Wetterphänomen. Deshalb will ich den „Mistral“ ersetzen mit „Kaskasi“, Das ist ein starker Monsunwind, der im Raum Ostafrika in der Zeit von November bis März vorkommt.
Umherlaufen will ich dann auch nicht. Wir werden viel in diesem großen Land unterwegs sein. Hauptsächlich mit dem Flugzeug und dem Jeep. Aber es wird auch Oasen geben, wo wir ausruhen können von den vielen Terminen mit den Menschen vor Ort.
Wir werden unsere Reise in die Heimat meines Schwiegersohnes Francisco, kurz: Kiko, in Nairobi beginnen. Am Freitag den 13. Januar fliegen wir von Frankfurt zum Jomo Kenyata Flughafen, wo uns Edward, ein Freund von Kiko, abholt. Wir sind dann 2 Tage zu Gast in seiner Familie, bevor es am Sonntag per Inlandsflug und mit dem Jeep weiter geht nach Kamakuya, dem Heimatort von Kiko. Dort treffen wir seine Familie, werden die Schule, die wir mit unserem Förderverein finanziell unterstützen, besichtigen und die von uns geförderten Schüler/Innen und deren Eltern und Lehrer sprechen. Ein Tag wird Besuchen bei kenianischen Imkern gewidmet werden. Und wir werden einen Kennenlerntermin mit dem Governor der Provinz Bungoma, Kenneth Makelo Lusaka haben.
Die Woche in Kamakuya ist voll durchgeplant mit Terminen. Danach werden wir von Kitale zurück nach Nairobi fliegen. Wir sind Gast bei Chris, einem Anwalt und Geschäftsführer von insgesamt 9 kenianischen Privatschulen, die wir am 21. und 22. Januar besichtigen werden. Ich will mir wie schon in Kamakuya ein Bild machen von den Bedingungen, unter denen Schule dort arbeitet, und fragen, wie wir von Deutschland aus helfen können.
Danach beginnt unser Tourismus-Programm im Tsavo Nationalpark. Tsavo ist der älteste und größte Nationalpark Kenias. Gegründet wurde er 1948 und ist mit einer Gesamtfläche von fast 22.000 Quadratkilometern etwa halb so groß wie Dänemark. Untergebracht sind wir im Finch Hatton Luxury Tented Camp ( https://finchhattons.com/ ).
„Where luxury meets legend“ wirbt das Ressort, das nach Denys Finch Hatton benannt ist, dem Abenteurer, Großwildjäger und Liebhaber der Karen Brixen, die über ihre Zeit in Afrika den autobiografischen Roman „Afrika, dunkel lockende Welt“ geschrieben hat. Der Roman bildete die Drehbuchvorlage für „Jenseits von Afrika“, und der Film wurde auch in diesem Nationalpark gedreht.
Vom 26. Januar bis zum 30. Januar sind wir dann an der Küste und machen Strandurlaub. Nachts fliegen wir von Mombasa aus wieder nach Nairobi und am 31. Januar geht es zurück nach Frankfurt.
Eine ereignisreiche Reise liegt vor mir in einem mir völlig unbekannten Land auf einem armen Kontinent, der erst in unserem Jahrhundert beginnt, seine eigenen Potentiale zu entdecken und zu entwickeln.
Ich fliege nicht wegen des „Abenteuers Kenia“ dorthin. Ich will dort hin, um zu sehen und Eindrücke zu gewinnen und zuhören, was die Menschen antreibt, wie sie sich ihre Zukunft vorstellen, welche Unterstützung sie brauchen könnten.
Ich will sein wie der Vogel in der Legende vom Kolibri, die uns die leider verstorbene ehemalige Kenianische Umweltministerin und Friedensnobelpreisträgerin Wangari Matthaai erzählt hat:
Professor Maathai beginnt mit den Worten:
„Wir werden ständig mit Problemen bombardiert, mit denen wir konfrontiert sind, und manchmal können wir völlig überfordert sein“,
Hier ist ihre Antwort:
In der Geschichte vom Kolibri geht es um einen riesigen Wald, der von einem Feuer verzehrt wird. Alle Tiere im Wald kommen heraus und sehen gebannt zu, wie der Wald brennt, und sie fühlen sich sehr überwältigt, sehr machtlos, außer diesem kleinen Kolibri. Er sagt: „Ich werde etwas gegen das Feuer unternehmen! Also fliegt er zum nächstgelegenen Bach und nimmt einen Tropfen Wasser. Er wirft ihn auf das Feuer und fliegt auf und ab, auf und ab, auf und ab, so schnell er kann.
In der Zwischenzeit stehen all die anderen Tiere, viel größere Tiere wie der Elefant mit einem großen Rüssel, der viel mehr Wasser bringen könnte, hilflos da. Und sie sagen zu dem Kolibri: „Was glaubst du denn, was du tun kannst? Du bist zu klein. Das Feuer ist zu groß. Deine Flügel sind zu klein und dein Schnabel ist so klein, dass du nur einen kleinen Tropfen Wasser auf einmal bringen kannst.
Aber als sie ihn weiter entmutigen, wendet er sich ihnen zu, ohne Zeit zu verlieren, und sagt ihnen: „Ich tue mein Bestes“.
Und das sollten wir meiner Meinung nach alle tun. Wir sollten immer wie der Kolibri in der Geschichte sein. Ich mag unbedeutend sein, aber ich will nicht wie die anderen Tiere sein und zusehen, wie der Planet den Bach runtergeht. Ich werde ein Kolibri sein, ich werde mein Bestes geben.
Das will ich für meine Reise übernehmen: Ich werde ein Kolibri sein, ich werde mein Bestes geben.
Vielleicht ist es dem einen oder anderen aufgefallen: In Afrika gibt es keine Kolibris. Das Bild zeigt einen Braunkehl Nektarvogel. Nektarvögel sind ökologisch gesehen die Gegenstücke der Alten Welt zu den amerikanischen Kolibris. Und in der Neuen Welt gibt es ja auch keine Elefanten. Bildquelle: Wikipedia